Der Niederwerther Brückenbau von 1957/58 – eine politische und finanzielle Herausforderung |
Die Inselgemeinde feiert im August ihre Brücke Wenn die Ortsgemeinde Niederwerth am 25. und 26. August 2018 den 60. Geburtstag ihrer Brücke mit vielen Gästen feiert, dann sollte auch das Werk der Politiker von einst nicht ohne Betrachtung bleiben. Der Weg zur neuen Niederwerther Brücke – er war ein Kraftakt in jeder Hinsicht und voller Hindernisse. Ortsbürgermeister Peter Schemmer sprach in der Festschrift vom Juli 1958 davon, dass ein „seit Generationen gehegter Wunschtraum“ in Erfüllung gehe. Vorangegangen waren langatmige und komplizierte Verhandlungen mit Kreis und Land, Beratungen mit Verwaltung und Gemeindeparlament und Bürgerversammlungen. 1,5 Millionen Mark mussten aufgebracht werden, eine Summe, die die notorisch klamme Inselgemeinde nicht alleine schultern konnte. Viele Fürsprecher waren nötig, allen voran Landrat Jakob Jost, der erkannte, dass Niederwerth nur über ein Brückenbauwerk in den Landkreis Koblenz zu integrieren war. Er knüpfte die Fäden zwischen den Räten und Bürgermeistern, dem Kreis, dem Straßenbauamt dem Landesministerium in Mainz und Bundesministerium in Bonn. Endlich stand die Finanzierung: Zwei Drittel der Summe übernahm das Land, ein Drittel, also 500.000 DM, musste die Gemeinde stemmen – mit Zinszuschuss des Kreises, eine ungeheure, aber rentable Investition, die erst 20 Jahre später getilgt werden konnte. Ministerpräsident Dr. Peter Altmeier griff die Initiative des Kreises auf, förderte das Projekt wo er konnte und beauftragte das Mainzer Wirtschafts- und Verkehrsministerium mit der Planung. Das Straßenbauamt Koblenz unter Leitung von Oberregierungsrat Josef Grommes schrieb die Baumaßnahme aus, nachdem der Niederwerther Rat sich für die Planvariante der Spannbetonbrücke – die erste in ganz Deutschland – entschieden hatte und viele Anliegerinteressen bedient werden konnten. Am Kirmessamstag, dem 11. Mai 1957, erfolgte im strömenden Regen die Grundsteinlegung. Dann ging es Schlag auf Schlag. Die Betonkonstruktionen wurden an Land auf dem Vallendarer Marktplatz vorgefertigt, die Schwimmkräne „Gigant“ und „Titan“ der Firma Hoch-Tief fuhren die Elemente in spektakulären Aktionen zwischen die Pfeiler ein, dort wurden sie gegossen und gespannt. Am 05. Juli 1958 wurde die fertige Brücke in einem feierlichen Festakt von Ministerpräsident Altmeier für den öffentlichen Verkehr freigegeben. Niederwerth war nun keine Insel mehr, die neue Brücke öffnete das Tor zur Moderne, die gute alte Fähre hatte ausgedient, Niederwerth hatte nun eine Zukunft. Längst sind den Protagonisten, Bürgermeister Peter Schemmer und Landrat Jakob Jost, aus Dankbarkeit auf der Insel Straßen gewidmet.
Jung und Alt freuten sich über die neue Niederwerther Brücke und fuhren mit etwas Wehmut ein letztes Mal mit ihrer Fähre. Am 25. und 26. August feiern die Werther ihren 60. Geburtstag.
Der Werther Gemeinderat stand nach schwierigen Entscheidungen zum letzten Mal auf „seiner“ Pont: (v.l.) Ortsbürgermeister Peter Schemmer, Johann Weller, Anton Röser, Hans Hilden, Peter Thon, Peter Kesselheim Theo Becker, , Heinrich Münz, Josef Zengler und Fährmann Johann Bähner.
Großer Bahnhof in Niederwerth: Ministerpräsident Altmeier zerschneidet am 05. Juli 1958 das Brückenband. Niederwerth ist keine Insel mehr. |
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