Über 150 Bürgerinnen und Bürger fanden am Montag, dem 05.10.2015 den Weg in das Gasthaus Zur Rheinschanz, wo sie im vollbesetzten Saal von Ortsbürgermeister Josef Gans und VG-Bürgermeister Fred Pretz sowie den Beigeordneten willkommen geheißen wurden. Eine überwältigende Resonanz, die der interessanten Tagesordnung geschuldet war, durch die OB Gans souverän führte. Zunächst referierte Dagmar Menges (Kreisverwaltung Mayen-Koblenz) über das neue Abfallwirtschaftssystem, das ab dem 01.01.2016 greifen wird. Der Kreis habe nun über 6 Millionen € für neue Fahrzeuge, neue - mit den Haushalten „verheiratete“ - Tonnen und Personal investiert, um nach der Loslösung von der Fa. SITA in eigener kommunaler Regie das Abfallgeschäft zu managen. Der Abfallzweckverband Rhein-Mosel-Eifel ist nun der Ansprechpartner in Sachen Müll. Nach dem Verursacherprinzip soll nun der „belohnt“ werden, der wenig Müll verursacht und diesen konsequent trennt. Papier werde als Wertstoff gegengerechnet. Frau Menges empfahl, Tonnen, die nicht mehr als halbvoll sind, erst zum nächsten Termin leeren zu lassen – damit lasse sich am meisten sparen. Sperrmüll wird wie gehabt angemeldet, kann aber auch express entsorgt werden. Christbäume werden im Wechsel von DRK und Bauernverein gesammelt und von der KV entlohnt. Grünschnitt soll zentral in der VG abgegeben werden können, die Möglichkeit eines Grünschnitt-Sammelplatzes in Niederwerth werde nochmals geprüft. Insgesamt lohne sich das neue System für alle. Danach informierte Winfried Moser (Regionalmanagement Telekom AG) über die Baumaßnahmen für das schnelle Internet im Breitbandausbau. Die Telekom investiere rechtsrheinisch (Vorwahl 0261) über 10 Millionen €, um über 20.000 Haushalte glasfaserbasiert neu ans Netz anzubinden. Niederwerth werde vom Knotenpunkt Mallendarer Bachtal durch den Rhein zu zwei neuen Schaltkästen in der Vogteistraße und am Dorfeingang mit Glasfaserkabeln versorgt. Dort komme per Lasersignal dämpfungsfrei eine Leistung von 100 Mbit an, die dann auf traditionellem Kupferkabel weitertransportiert werden in die Haushalte. Dabei verringert sich die Leistung je weiter der Weg ist. Es ist aber für 95 % aller Haushalte der Insel zu erwarten, dass mindestens 50 Mbit erreicht werden, das sind sensationelle Werte bei aktuell 2-4 Mbit in breiter Fläche. Das schnelle Internet ist von allen Betreibern verwendbar, allerdings ist ein aktiver Auftrag zur Hochschaltung nötig und ggf. eine technische Aufrüstung des Routers. Für die Neue Energie Bendorf (NEBeG) stellte der Vorsitzende Frank Simonis das Genossenschaftsmodell vor, das bürgerkonform auf lokaler Ebene die Energiewende umsetzen will und dabei mehr ökologisch-ethische Ziele verfolgt und weniger renditeorientiert ist. Simonis erklärte sein für Niederwerth interessantes Projekt eines Parks von 10 Flusswasser-Turbinen, die entlang des Hauptstroms eine jährliche Grundlastenergie von ca. 120.000 kwh CO²-frei produzieren können. Das Projekt befinde sich als Bauvoranfrage im Genehmigungsverfahren und könnte als europaweites Pilotprojekt das Interesse von hochrangigem Fachpublikum treffen. Simonis sieht dies als ein zukunftsweisendes Signal, jedoch müssten alle Risikofaktoren auf die Waagschale, u.a. die (noch) recht hohe Pachtforderung des WSA, aber auch die Wirtschaftlichkeit der Turbinen. Er hofft auf eine kurzfristige Umsetzung schon in 2016, zumal die Ortsgemeinde durch ihre Mitgliedschaft öffentliches Interesse signalisiert habe. OB Sepp Gans informierte dann selbst über die Zukunft des alten Raiffeisengeländes. Die Ortsgemeinde hat bereits ein angrenzendes Baugrundstück erworben und der sinnlogische Zukauf der alten „Sammelstelle“ samt VOBA-Gebäude würde die Liegenschaft inmitten des Dorfkerns abrunden. Die Gemeindeverwaltung wartet nun auf die entscheidende Aufsichtsratssitzung der VOBA im Herbst, auf der ein Kaufpreisangebot entwickelt werde. Dann kann der Gemeinderat noch vor Weihnachten über einen kreditfinanzierten Kauf befinden. In der Überlegung ist dann der Bau eines Mehrgenerationenhauses, das mehrere Bedarfe abdecken soll: altersgerechtes Wohnen mit ambulantem Pflegeangebot, Wohnen für junge Familien, Barrierefreiheit, öffentliche Einrichtungen – und das alles in der Dorfmitte, angebunden an Hoch- und Brückenstraße, also so gut wie hochwasserfrei. Mit dem Erwerb wird zunächst die Niederlegung der ganzen Bausubstanz verfolgt, dann müsse eine Konzeption gefunden werde und ein starker Partner, mit dem das Projekt unter Einschluss von Fördermitteln realisiert werden kann. Ein starkes Stück Zukunft für die Ortsgemeinde Niederwerth. Verbandsbürgermeister Fred Pretz berichtete über die Situation der Flüchtlinge in der VG. Seien in der Zeit von 2008-2013 gerade mal 30 Migranten in der VG Vallendar gelandet, so stieg die Zahl allein in 2015 bislang auf 119 Flüchtlinge, die Asyl beantragten. Bis zu 100 weitere Menschen könnten bis zum Jahresende hinzukommen. Pretz berichtete von einer beispiellosen Solidarität, die von Pfarrer Götz und Wilfried Münz koordiniert werde. Der VG sei es bislang gelungen, alle Flüchtlinge dezentral unterzubringen und zu versorgen, die VG trete dabei also Mieter auf. Das werde man bis zum Jahresende auch so beibehalten können. Pretz appellierte, den fremden Menschen positiv und politisch korrekt zu begegnen und ihnen die nötige Hilfe zukommen zu lassen. In der VG Vallendar sei diese Willkommenskultur vorbildlich gelungen. Er berichtete weiterhin von den Auswirkungen des Stadthallenbaus in Vallendar auf die Verkehrsführung. Im April 2016 werde die Fußgängerbrücke abgerissen, sie passt städtebaulich nicht mehr in die neue Vallendarer Gebäudefront. Die Inselbürger werden dann über eine Fußgängerquerung per Ampelschaltung in die Stadt geführt. Dies bleibe auch so, bis die neue hochwasserfreie Anbindung der K 82 an die B 42 realisiert ist. Die Planfeststellung ist abgeschlossen, einem letzten Widerspruch muss noch abgeholfen werden, dann liege es am Kreis, die Mittel bereit zu stellen. Infrastrukturminister Roger Lewentz wurde angesichts des Spatenstichs der Halle auf die Dringlichkeit der Straßenbau- Maßnahme hingewiesen. Danach werde ein ganzheitliches Konzept die Verkehrssituation auf der Bundesstraße ablösen müssen, dabei gebe es bislang mehrere Varianten (ampelfrei, Schleppkurven, Einfädelspuren, Turbokreisel), die im LBM, im Rathaus und in den Räten diskutiert wurden, allerdings sei noch nichts beschlossen. Jeder ist da auf den anderen angewiesen. Eine spannende Entwicklung für alle – abseits eines möglichen Hotelbaus in Vallendar, über den der allein der Stadtrat in Vallendar entscheide. Abschließend diskutierten die Bürgerinnen und Bürger der Inselgemeinde eifrig, regten einen Zukunftsplan für Niederwerth an, sorgten sich um die Wirtschaftswege und ihre Befahrbarkeit, monierten den Bärenklau auf der Insel, thematisierten Lärmschutz auf der Bahntrasse, forderten eine zügige Umsetzung der hochwasserfreien Anbindung. Bürgermeister Sepp Gans konnte nach knapp 3 Stunden mit einem Dank an die Referenten und einem Dank für alle konstruktiven Beiträge die höchst informative Einwohnerversammlung schließen. Foto1: Volle Reihen in Schänzjes Saal – über 150 Bürger/innen folgten der Einladung. Foto2: Ortsbürgermeister Sepp Gans und VG-Bürgermeister Fred Pretz führten durch die Tagesordnung. Foto3: Bürgermeister Pretz erläutert die Situation der Flüchtlinge in der VG Vallendar. |